Willkommen in Teutleben - Die Geschichte einer Familie und ihrer Schwalben

Seit Beginn letzten Jahres (2020) wohnen wir auf dem Land in einer Pfarrei mit großem Garten und Scheune. Wir wollten näher an der Natur leben und sind deshalb von der Stadt aufs Land gezogen. Ein lang gehegter Traum ist somit in Erfüllung gegangen.

 

Im April 2020 kamen die ersten Schwalben aus ihren Winterquartieren zurück und es dauerte nicht lange, da begann sich ein Schwalbenpaar für die Eingangshalle im unteren Geschoss des Pfarrhauses zu interessieren. Wir waren überrascht dass sie sich so nah an den Menschen heran trauten und begannen die beiden zu beobachten. Einige Tage später kam unser Sohn aufgeregt zu mir gelaufen und berichtete dass beide in die benachbarte Abstellkammer gekrochen seien und das eines davon tot auf dem Boden läge und das andere aufgeregt umher flog. Wir begruben das Weibchen bei uns im Garten uns stellten ein kleines Kreuz auf das Grab, sodass wir es immer wieder finden würden. Das Männchen aber blieb und kam allabendlich bei Dämmerung zu uns ins Haus und setzte sich zum Schlafen auf eine Stange in der Eingangshalle. Er blieb den ganzen Sommer bei uns uns erfreute uns mit seinem fröhlichen und ausgelassenem Gezwitscher. Wir nannten ihn Schubert. Leider ist er in diesem Jahr allein geblieben und hat keine Partnerin mehr gefunden. Am 6. September ist er nicht mehr heimgekehrt und wir waren ein wenig traurig weil wir uns doch so an seine Gesellschaft gewohnt hatten. Schubert hatte sich wohl auf die lange Reise in sein Winterquartier gemacht……

 

Oft redeten wir noch von ihm im Herbst und Winter und fragten uns ob wir ihn wohl im nächsten Jahr wieder sehen würden. Inzwischen hatte sich unser Sohn über die Schwalben informiert und wusste dass sie immer an den Ort ihrer Geburt zurückkehren. Also war unsere Hoffnung nicht vergebens.

 

Im März diesen Jahres (2021) hatten die Kinder in der Schule den Auftrag bekommen eine Präsentation über einen Zugvogel vor zu bereiten. Natürlich entschied unser Sohn sich sofort für die Rauchschwalbe, unseren Schubert! Ich half ihm beim Sammeln von Informationen und beim Gestalten des Posters. So erfuhren wir auch dass es für die Schwalben nicht mehr so einfach ist geeignete Nistplätze in Scheunen und Kuhställen zu finden und der Bau der Nester bei Trockenheit nicht erfolgen kann. Also entschlossen wir uns geeignete Nester beim NABU zu bestellen, noch waren die Schwalben ja nicht zurückgekehrt und wir könnten Alles noch vor ihrer Ankunft vorbereiten. Zwei Nester brachten wir in der Scheune an, eins unten in der Eingangshalle, jeweils mit etwas Heu. Unser Sohn grub sogar eine kleine Lehmgrube im Garten vor der Scheune und füllte sie immer wieder mit Wasser, wenn diese austrocknete. Jetzt konnte Schubert kommen!

 

In meinem Kalender habe ich notiert dass wir die erstem Schwalben am 19. April bei uns im Dorf das erste Mal sichteten. Am Morgen des 2. Mai kamen mein Sohn und mein Mann aufgeregt die Treppe hochgestürmt und verkündeten das Schubert zurück wäre. Zusammen gingen wir nach unten und auf derselben Stange wo Schubert im letzten Sommer 4 Monate Nacht für Nacht verbracht hatte, saß ein Rauchschwalbenmännchen! Wer sollte es anders sein als Schubert?! Wir haben uns total gefreut und waren beeindruckt und glücklich das Schubert die weite Reise wohl behalten und unversehrt überstanden hatte. Was für eine Heldenleistung von einem so kleinen Voegelchen der gerade mal soviel wiegt wie ein Brief!

 

Und da saß er wieder jeden Abend……bis er am 17. Mai seine Clara mitbrachte. Sie haben das Nest angenommen, Clara sammelte dennoch ein paar Lehmkügelchen, sie wollte es sich wohl noch ein bisschen eigen machen. Ab dem 28. Mai blieb Clara auch tagsüber auf dem Nest sitzen und am 16. Juni schlüpfte der Nachwuchs. es Waren 4 Junge, wie wir einige Tage später sahen als sie begannen auch über den Nestrand zu gucken. Wir haben uns so gefreut: dass Schubert seine Clara gefunden hatte und dass sie jetzt beide Eltern geworden waren, und dass sich die weite und beschwerliche Reise gelohnt hatte! Inzwischen sind sie mit der 2. Brut zugange und wir erfreuen uns gerade wieder Schuberts fröhlichem Gesang, denn dafür hat er jetzt wieder Zeit :-)

 

Auch in der Scheune war ein Nest belegt, und beinah zeitgleich schlüpften auch hier 4 Junge. Auch dieses Rauchschwalbenpärchen ist mittlerweile wieder mit der 2. Brut zugange.

 

Aus 4 mach 12!

 

Wir freuen uns dass wir unsere Schwalben auf diese Art unterstützen können, denn wir wollen natürlich dass die Schwalben jedes Jahr aufs Neue in unser Dorf zurück kehren. Platz genug haben wir um weitere Nester zu befestigen :-)

 

Es war für uns und unseren Sohn eine schöne, neue Erfahrung die wir nicht mehr missen möchten und die unser Leben wieder um ein Stück reicher gemacht hat!

 

 

Y., G. und St. aus Essleben-Teutleben